Freitag, 22. Juni 2007
flickr nochmal
"Wie jedes andere weltweit tätige Unternehmen muss Yahoo sicherstellen, dass die jeweiligen Niederlassungen im Rahmen der Gesetze, Richtlinien und Gebräuche des Landes arbeiten, in denen sie angesiedelt sind." Mary Osako, Yahoo Hongkong
Wenn ich hier nicht dynamische Flickrseiten als 'state of the mind'-streams angepriesen hätte, würde ich nichts zu den Protesten beleidigter deutscher Flickrfotocommunitymitglieder sagen, denen Yahoo, Neubesitzer von Flickr, den 'safe search off'-Knopf ausgegraut hat, damit sie nur noch familienfreundliche und kindgerechte Bilder sehen können. Begründet wird das mit der 'strengeren Gesetzgebung' zum Jugendschutz in Deutschland, wobei lustigerweise deutsche Jugendschutzexperten diese Sperrung für "über die gesetzliche Verpflichtung hinausgehend" halten. Ich will natürlich in dem grossen globalen Bilderstream, der mir als Bildschirmschoner dient, auch exhibitionistische Schlafzimmerszenen nicht mehr ganz attraktiver Paare, urheberrechtlich fragwürdig & technisch schlecht gescannte Penthouseakte sowie familienfeindliche Gay Pride Demonstrationen sehen.
Erheblich übler und übelkeitserregend ist es allerdings, wenn eine familienfreundliche Firma wie Yahoo der chinesischen Staatsmacht die Informationen gibt, die dafür gesorgt haben, dass der Journalist Shi Tao für zehn Jahre ins Gefängnis geht, weil er über Yahoo eine E-Mail in die USA geschickt hat, die von der Geheimpolizei als 'Landesverrat' gewertet wurde. Yahoo "hat in den letzten Jahren deutlich über 1,2 Milliarden Dollar in chinesische Web-Unternehmungen investiert, China gilt als der viel versprechendste Internetmarkt überhaupt."
Beim Geschäft hört die Moral auf, beim Bilderzensieren fängt sie an.
Dabei hätten wir doch längst wissen können, was Yahoos für Wesen sind, und wenn Flickr auch Texte auszensieren könnte, wäre dieser ein Fall für die Sperrung:

Man sagt, dass es "eine Art herrschenden Yahoo gebe, der stets noch mißgestalteter an Leib und boshafter an Veranlagung als irgendeiner der übrigen sei. Dieser Führer habe gewöhnlich einen Günstling, der ihm so ähnlich sei, wie er ihn nur finden könne, und dessen Amt es sei, seinem Herren die Füße und den Hintern zu lecken und ihm die weiblichen Yahoos in den Stall zu treiben; dafür werde er von Zeit zu Zeit mit einem Stück Eselsfleisch belohnt. Dieser Günstling wird von der ganzen Herde gehaßt und hält sich daher sicherheitshalber stets in der Nähe seines Herrschers. Er bleibt gewöhnlich im Amt, bis man einen schlimmeren finden kann; sowie er aber fallengelassen wird, kommt sein Nachfolger an der Spitze aller Yahoos jenes Bezirks, der jungen und alten, männlichen und weiblichen, um ihn von Kopf bis Fuß mit Kot zu besudeln."
Und diese Beschreibung eines Yahoos kommt aus dem höchst kinder- und familienfreundlichen Standardwerk "Gullivers Reisen" des Deans Jonathan Swift und ist seit 300 Jahren aktuell. Nachzulesen als PDF in der grossartigen "Arno-Schmidt-Referenzbibliothek"

... comment